Die neue Kraft der Liquidität – LCR-Management nach der Zinswende

18.09.2023 | Bisher war die Einhaltung der LCR eine aufsichtliche Pflicht, die Ertrag kostete. Mittlerweile kann die Erfüllung der Liquiditätsquote sogar eine attraktive Rendite erwirtschaften.
 

Bernhard Kraus

Geschäftsführer bei Union Investment Institutional

Steffen Söffner

Senior Berater, Regulatorik und Meldewesen bei Union Investment Institutional

Das Wichtigste für Sie in Kürze

  • Seit Einführung der LCR im Jahr 2015 war das Halten von HQLA eine aufsichtliche Notwendigkeit, aber kein Ertragsbringer.
  • Seit der Zinswende können deutschen Regionalbanken mit HQLA ihre Liquiditätsquote erfüllen und gleichzeitig eine Rendite erwirtschaften.
  • Union Investment hat dazu insgesamt drei LCR-fähige Publikumsfonds zur Anrechnung im Liquiditätspuffer aufgelegt.
  • Zusätzlich bietet Union Investment auch Unterstützung bei der Auflage und Verwaltung von LCR-fähigen Spezialfonds an.
  • Dabei profitieren institutionelle Anleger von dem aktiven Management und umfassenden Serviceleistungen von Union Investment.

Der schnelle Kollaps der US-amerikanischen Silicon Valley Bank und First Republic Bank hatte im März 2023 Zweifel am Finanzmarkt an der Liquiditätslage und Stabilität von Regionalbanken ausgelöst. Grund für die Bankeninsolvenzen war eine Kombination aus Faktoren, die durch das inzwischen reale Zinsänderungsrisiko des schnellen Zinsanstiegs angetrieben wurden.

Hohe Einlagenabzüge bestimmter, sehr flüchtiger Kundengruppen mussten durch Verkäufe von eigentlich langfristig gehaltenen Anleihen finanziert werden. Da diese Wertpapiere durch den Zinsanstieg jedoch an Wert verloren hatten, konnten die Verkäufe nur unter hohen Verluste realisiert werden, sodass dadurch die Eigenkapitalreserven aufgebraucht wurden. Letztlich kollabierten die angeschlagenen Banken. Diese Einzelfälle in den Vereinigten Staaten schürten gleichzeitig den Verdacht, dass weitere regionale Banken von diesem Liquiditätsrisiko betroffen sein könnten.

 

 

Bei deutschen Regionalbanken sind die Einlagen nach Daten der Bundesbank bislang stabil. Nach Einschätzung von Mark Branson, Präsident der BaFin, gibt es auch „keine rationalen Gründe“ für größere Geldabflüsse bei deutschen Regionalbanken, denn deren Kundenstamm ist kleinteiliger, weniger homogen und enger mit den Instituten verbunden. Darüber hinaus sind alle europäischen Banken unabhängig von ihrer Größe durch die aufsichtlichen Vorgaben verpflichtet, ihr Liquiditäts- und Zinsänderungsrisiko strenger zu überwachen als die größeren amerikanischen Regionalbanken. Dazu zählt die tägliche Überprüfung der Einhaltung der Liquiditätsrisikokennzahl LCR, die durch eine dafür ausreichende Anzahl liquider Wertpapiere hoher Qualität (HQLA) unter Berücksichtigung ihrer Marktwerte im Liquiditätspuffer im Bestand gesichert werden muss. Darunter fallen neben Staatsanleihen auch Covered Bonds und Unternehmensanleihen guter Bonität.

Die Notwendigkeit wird zum Ertragsbringer

Seit Einführung der LCR im Jahr 2015 war das Halten dieser HQLA eine aufsichtliche Notwendigkeit, aber kein Ertragsbringer. Denn das Niedrigzinsumfeld der vergangenen Jahre drückte auch die Rendite dieser stabilen Wertpapiere gegen null Prozent. Durch die Zinswende haben die Rentenmärkte aber mittlerweile deutlich an Attraktivität gewonnen. „So notieren die Renditen von Staats- und Unternehmensanleihen aktuell wieder auf einem ähnlichen Niveau, welches zuletzt Anfang der 2010er Jahre zu verzeichnen war, nämlich zwischen drei und neun Prozent“, berichtet Stephan Ertz, Leiter Credit im Portfoliomanagement Renten.

 

 

Covered Bonds werden attraktiver

Auch die Rendite von Covered Bonds ist durch die Zinswende gestiegen und wird in Folge der Ausweitung der Bund-Swap-Spreads und der Turbulenzen um die US-Regionalbanken noch attraktiver, da sie durch einen Deckungspool zusätzlich abgesichert sind. Dies beweisen auch die Rekordvolumina von Neuemissionen von Covered Bonds im vergangenen und in diesem Jahr. Entsprechend bietet das aktuelle Marktumfeld deutschen Regionalbanken die Möglichkeit, durch eine erhöhte Investition in HQLA der Aufsicht ihre Stabilität in doppelter Hinsicht zu beweisen. So kann die LCR-Quote übererfüllt und gleichzeitig können wieder Erträge erzielt werden.

Union Investment hat dazu insgesamt drei LCR-fähige Publikumsfonds zur Anrechnung im Liquiditätspuffer aufgelegt. Zusätzlich kann der genossenschaftliche Asset Manager auch bei der Auflage und Verwaltung von LCR-fähigen Spezialfonds nach bankindividuellen Anforderungen helfen. Alternativ können außerdem HQLA aus dem eigenen nicht LCR-fähigen Spezialfonds über die Anlegerleihe zur Anrechnung im Liquiditätspuffer entliehen werden. „Institutionelle Anleger können dabei von einem großen Investmentteam und einem eigenentwickelten Research im Rentenbereich sowie dem sehr guten Zugang zum Primärmarkt bei Covered Bonds profitieren“, sagt Annette Bierweiler, Gruppenleiterin Banken II im Portfoliomanagement Portfolio Solutions. Ferner stellt Union Investment Reporting- und Fondsserviceleistungen bereit, um Anleger bei der Einhaltung der regulatorischen Anforderungen zu unterstützen.

Rahmenbedingungen für LCR-Assets auf Bankenebene

LCR-Vorgaben auf Gesamtbankenebene (vereinfachte Darstellung)

Quelle: Union Investment.

Drei LCR-fähige Publikumsfonds

Folgende LCR-fähige Publikumsfonds von Union Investment können zur Anrechnung im Liquiditätspuffer genutzt werden.

UniInstitutional European Bonds: Governments Peripherie

Dieser im Dezember 2017 aufgelegte institutionelle Publikumsfonds verfügt über ein gut diversifiziertes Portfolio mit Anleihen der vier fundamental attraktivsten Peripheriestaaten (Italien, Spanien, Irland und Portugal). Diese Zusammensetzung und Gewichtung kann sich je nach Marktlage und Meinung von Union Investment ändern. Dem Portfolio sind außerdem Anleihen der europäischen Kernländer (etwa Frankreich und Deutschland), Anleihen von Drittstaaten sowie EU-Covered Bonds und Pfandbriefe beigemischt.

Durch das aktive Portfoliomanagement werden Markt-, Zinsänderungs- und Bonitätsrisiken nach den Anforderungen der LCR an Aktiva der Stufe 1 gesteuert. Die Investition in den Fonds kann also im Liquiditätspuffer angerechnet werden. Gleichzeitig strebt der Fonds durch seine Fokussierung auf Titel aus der Peripherie eine höhere Verzinsung als bei einer Anlage in Anleihen mit bester Bonität an. Demgegenüber stehen aber auch Risiken von Wertschwankungen und Ausfällen, die durch eine hohe Diversifizierung und den Insolvenzschutz von Sondervermögen abgefedert werden. Die Anwendung des ESG-Basisfilters ermöglicht die Berücksichtigung von nachhaltigen Kriterien in der Anlagepolitik.

 

Institutionelle Anleger können dabei von einem großen Investmentteam und einem eigenentwickelten Research im Rentenbereich sowie dem sehr guten Zugang zum Primärmarkt bei Covered Bonds profitieren.

Annette Bierweiler

Gruppenleiterin Banken II im Portfoliomanagement Portfolio Solutions

 

UniInstitutional European Bonds: Diversified

Dieser ebenfalls im Dezember 2017 aufgelegte LCR-fähige Fonds investiert in ein breit diversifiziertes Portfolio, in dem europäische Staatsanleihen und Covered Bonds überwiegen. Außerdem können weitere Staats- und Unternehmensanleihen beigemischt sein. Das Anlageuniversum setzt sich aus anrechnungsfähigen Aktiva der Stufe 1, 2A sowie 2B zusammen. Durch aktives Management und eine fokussierte Einzeltitelauswahl wird eine möglichst hohe Rendite unter Beachtung der Vorgaben der LCR angestrebt. Demgegenüber stehen aber auch Risiken von Wertschwankungen und Ausfällen, die durch eine hohe Diversifizierung und den Insolvenzschutz von Sondervermögen abgefedert werden.

UniInstitutional European Bonds & Equities

Mit diesem Fonds wird die LCR-Fondsfamilie um ein Mischfondsprodukt (mit einer LCR-Anrechnungsquote von 75 Prozent) erweitert. UniInstitutional European Bonds & Equities investiert in Anleihen (Staatsanleihen, supranationale Emittenten, Covered Bonds und Unternehmensanleihen) vorwiegend von europäischen Emittenten, wobei Peripherieanleihen maximal zu 25 Prozent vertreten sind. Dieses Anlageuniversum besteht aus anrechnungsfähigen Aktiva der Stufe 1, 2A sowie 2B.

Zusätzlich ist in dem Mischfonds auch die Beimischung eines Aktienanteils von maximal 20 Prozent möglich. Der Fonds kann im Liquiditätspuffer angerechnet werden. Zu den Besonderheiten zählt auch, dass dieser Fonds mithilfe eines nachhaltigen Managementansatzes nach Artikel 8+ investiert. Den Wachstumschancen bestimmter Länder und Regionen, die der Fonds erschließt, stehen auch Risiken von Wertschwankungen und Ausfällen gegenüber. Diese werden durch eine hohe Diversifizierung und den Insolvenzschutz von Sondervermögen abgefedert.

 

Chancen und Risiken

Ausführliche produktspezifische Informationen und Hinweise zu Chancen und Risiken der in diesem Beitrag genannten Fonds entnehmen Sie bitte den jeweils aktuellen Verkaufsprospekten, den Anlagebedingungen, dem Basisinformationsblatt sowie den Jahres- und Halbjahresberichten, die Sie von Ihrem Kundenbetreuer erhalten. Diese Dokumente bilden die allein verbindliche Grundlage für den Erwerb.

 

Ein Beitrag von Bernhard Kraus und Steffen Söffner.

Stand aller Informationen, Erläuterungen und Darstellungen: 6. September 2023, soweit nicht anders angegeben.

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