Ertragsmöglichkeiten im Rahmen des engen LCR-Korsetts

18.09.2023 | Trotz zuletzt gestiegener Renditeaussichten bleibt das LCR-Management in der Eigenanlage herausfordernd. Dementsprechend verzeichnet Union Investment ein wachsendes Interesse an LCR-Spezialfondslösungen. Was spricht dafür, das LCR-Management auszulagern? Alexandra Avila und Dominic Hartmann geben in einem Depot-A-Konzept-Dialog einen Überblick.
 

Alexandra Avila (AA): Seit dem 1. Januar 2018 müssen Banken die Anforderung an die LCR-Zielkennziffer zu 100 Prozent erfüllen. Was hat sich in diesen fünf Jahren im LCR-Management getan?

Dominic Hartmann (DH): Seitdem hat sich eine ganze Menge getan. Wenn wir den Blick auf die vergangenen fünf Jahre richten, hatten wir bis zum ersten Quartal des Jahres 2022 im Bereich der kurzen und mittleren Restlaufzeiten durchweg negative Renditen von qualitativ hochwertigen Rentenanlagen. Das stellte natürlich lange Zeit eine Herausforderung dar. Seit der Zinswende können wir unseren Kunden neben der Erfüllung der LCR-Anforderungen auch wieder deutlich höhere Ertragschancen bieten.

AA: Wie seid ihr mit der Herausforderung der negativen Renditen umgegangen?

DH: Wir haben darauf geachtet, dass wir im Rahmen einer breiten strategischen Asset Allocation unter Berücksichtigung der LCR-spezifischen Vorgaben chancenorientierte Rentenmarktsegmente wie beispielsweise Peripherie-Staatsanleihen und Unternehmensanleihen hinzunehmen. Zusätzlich haben wir nach strategischen Abstimmungen auch Aktien erworben, um weitere Korrelationsvorteile zu nutzen. Weiterhin sind im Spezialfonds auch Kompensationseffekte zwischen den Assetklassen möglich, weil dieser als ein Wertpapier bilanziert wird. Banken, die die LCR-Anlage in der Direktanlage managen, haben diese Möglichkeit nicht.

AA: Wie hat sich die zurückliegende Entwicklung an den Renten- und Aktienmärkten ausgewirkt, und wie hat das Fondsmanagement darauf reagiert?

DH: Das kann man mit Zahlen gut unterlegen: Seit Einführung der LCR-Vorgaben im Herbst 2015 hat beispielsweise eine reine Anlage in ein- bis zehnjährige Bundesanleihen, gemessen an dem iBoxx € Germany 1–10 Index, bis heute zu einem Wertrückgang in Höhe von 8,1 Prozent, also durchschnittlich minus 1,1 Prozent pro Jahr geführt. Der EURO STOXX 50-Index hat dagegen im selben Zeitraum um 67 Prozent, also durchschnittlich 6,7 Prozent pro Jahr, zugelegt, und das trotz des Corona-Crashs. Wenn man auf die Möglichkeit einer Aktienanlage in einem LCR-Fonds verzichtet, fehlt ein möglicher Renditetreiber, aber auch ein Risikodiversifikator. Insofern ist es wichtig, das ganze Spektrum, das die LCR-Anforderungen zulassen, auch zu nutzen und breit aufgestellt zu sein.

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Alexandra Avila

ist seit 2010 bei Union Investment in der institutionellen Beratung und Betreuung von Genossenschaftsbanken tätig. Die von ihr geleitete Gruppe Region Baden-Württemberg ist für die Kundenbetreuung von Mandaten mit einem aktuellen Gesamtvolumen von über zwölf Milliarden Euro verantwortlich. In LCR-fähigen Spezialfonds betreut das Team Mandate mit einem Bestand von über 700 Millionen Euro.

 

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Dominic Hartmann

ist CFA und arbeitet seit 2004 als Portfoliomanager bei Union Investment. Neben Banken zählen Unternehmen, berufsständische Versorgungswerke und Stiftungen zu dem Kreis seiner Kunden, für die er Multi-Asset-Spezialfonds managt.

AA: Nun, inzwischen gibt es wieder Zinsen. Wie wirkt sich dies auf die Selektion aus?

DH: Wir haben inzwischen deutlich mehr Rückenwind, denn wir haben erstmals rentenseitig wieder auskömmliche Renditen. Jede weitere Spreadausweitung, jeder weitere Zinsanstieg führt nicht mehr unbedingt sofort zu Verlusten auf der Rentenseite. Wir können den Kunden jetzt neben der aufsichtsrechtlichen Erfüllung der Anforderungen auch wieder deutlich höhere Ertrags- und Performancechancen bieten. Dabei bleibt die Aktienanlage ein wichtiger Baustein, den wir in den Mandaten weiter einsetzen. Darauf sollte man selbst im Hinblick auf die besseren Bedingungen bei Renten nicht verzichten. Die Vorteile von Korrelationseffekten und Risikodiversifikation sollte man weiterhin auch in den LCR-Fonds nutzen.

 

Die Aktienanlage bleibt ein wichtiger Baustein, den wir in den Mandaten weiter einsetzen.

Dominic Hartmann

 

AA: Union Investment ist ein erfahrener Vermögensverwalter mit umfangreichem Fachwissen im Bereich der Liquiditätssteuerung. Wir verfügen über ein Team von Experten, das sich mit den Anforderungen und Best Practices des Liquiditätsmanagements auskennt. Welche Rolle spielt der Teamansatz für den Erfolg des aktiven Fondsmanagements bei LCR-Mandaten?

DH: Die Kapitalmärkte sind komplex. Das ist bei uns keine One-Man-Show, bei der wir uns als einzelne Portfoliomanager jeden Tag mit jedem Kapitalmarktsegment en détail beschäftigen können. Wir haben Experten im Portfoliomanagement, die sich dezidiert entweder mit Renten oder mit Aktien befassen. Innerhalb der Renten haben wir beispielsweise wiederum Spezialisten für Unternehmensanleihen und Covered Bonds. Letztlich ist es die Zusammenarbeit im Team, die es ermöglicht, die Komplexität der Märkte einzufangen und das Beste aus den Kapitalmärkten rauszuholen. Nur so kann man im aktiven Management effizient arbeitsteilig vorgehen, um dann die Renditemöglichkeiten, die im Rahmen des engen LCR-Korsetts möglich sind, auch optimal zu nutzen.

 

Wir verfügen über ein Team von Experten, das sich mit den Anforderungen und Best Practices des Liquiditätsmanagements auskennt.

Alexandra Avila

 

AA: Wie sieht in dem Kontext nun deine Aufgabe als Portfoliomanager eines LCR-Spezialfonds in der Praxis aus?

DH: Mein Auftrag ist zunächst einmal, die Investitionsquoten aktiv zu steuern. Die Steuerung der modifizierten Duration war gerade 2022 sehr wichtig. Ferner spielt natürlich die Selektion eine wichtige Rolle, das heißt, welche Covered Bonds oder Unternehmensanleihen bieten innerhalb des Rentenportfolios die besten Aussichten, und welche Aktien sind momentan am attraktivsten? Weiterhin gilt es, das Ziel einer hohen LCR-Anrechnungsquote zu erfüllen.

AA: Kommen wir noch mal auf die Selektion zu sprechen: Auswahl ist das eine, Zugang ist noch einmal eine andere Sache. Ich glaube, gerade beim Marktzugang hat Union Investment eine sehr gute Ausgangsposition. Ist dem so?

DH: Ja, absolut. Union Investment hat einen Vorteil, den man gar nicht stark genug betonen kann. Die Handelsausführungen unseres Trading Desks sind äußerst effizient, und wir stehen mit allen global führenden Brokern und Investmentbanken in Kontakt. Ein breiter Marktzugang und schnelle Prozesse sind nötig, um in dem immer enger werdenden Markt mithalten zu können und auch attraktive Zuteilungen bei Primärmarkt-Neuemissionen zu erhalten.

Alexandra Avila

AA: Blicken wir noch mal auf das Portfoliomanagement in der Praxis. Dominic, wenn du eine Selektion von Wertpapieren getroffen hast, dann ist es auch noch wichtig, die regulatorischen Anforderungen zu prüfen, bevor die Orders am Markt platziert werden. Welche Prozesse sind notwendig, um sicherzustellen, dass unter LCR-Gesichtspunkten die richtigen Werte ins Portfolio kommen?

DH: Zunächst einmal legen wir für jeden Spezialfonds ein Fondsprofil an. In diesem Profil sind die gesamten vertraglichen und gesetzlichen Vorgaben definiert. Diese Regeln und Limite werden in unsere Systeme übertragen. Bevor ich einen Titel kaufen kann, muss ich eine sogenannte Pre-Trade-Compliance-Prüfung durchlaufen. Das heißt, die Systeme prüfen automatisch, ob ich diesen Titel kaufen darf oder nicht. 

AA: Wie bereits erwähnt, verfügen wir über ein Team von Experten, die sich mit den Anforderungen und Best Practices des Liquiditätsmanagements auskennen. Wie weit greifen bei der Selektion der Aktien und Renten menschliche Kompetenz und technische Unterstützung ineinander?  

DH: Ganz zentral sind unsere Experten, die sich beispielsweise im Aktienbereich sehr tiefgehend mit einer Branche beschäftigen und uns im Spezialfondsmanagement mit Selektionsempfehlungen unterstützen. Auf Basis dieser Empfehlungen werden Portfolios erstellt. Daneben haben wir auch Datenbanken, in denen beispielsweise Einschätzungen abrufbar sind, die laufend aktualisiert werden. Diese helfen uns, die Werte zu selektieren, die am erfolgversprechendsten sind, die aber gleichzeitig auch die LCR-Anforderungen erfüllen. 

Im Rentenbereich funktioniert das ähnlich, hier arbeiten wir mit der hauseigenen Global Credit Platform. Das ist ein recht umfangreiches Tool, mit dem wir sehr viel analysieren können. Beispielsweise schauen sich Kollegen im Bereich der Covered Bonds die nationalen Gesetzgebungen, die Deckungsstöcke und natürlich aber auch die Qualität der einzelnen emittierenden Banken an. So kommen sie vor dem Hintergrund der aktuellen Rendite, die die einzelnen Titel bieten, zu einer Empfehlung. Auf Grundlage dieser aktiven Einschätzung kann das Portfoliomanagement ein einzeltitelspezifisches Portfolio aufbauen.

AA: Ich komme auch gerne noch mal auf die Aussage zurück: Ein breiter Marktzugang und schnelle Prozesse sind nötig, um in dem immer enger werdenden Markt mithalten zu können und auch attraktive Zuteilungsmöglichkeiten zum Beispiel im Bereich von Neuemissionen zu erhalten. Kannst du das anhand eines Beispiels aufzeigen?

Dominic Hartmann

DH: Wir haben die Möglichkeit, über die breite Brokerlandschaft, mit der wir zusammenarbeiten, bei allen Emissionen dabei zu sein. Aufgrund unseres Marktgewichts bekommen wir auch sehr hohe Zuteilungsquoten. 

AA: Abschließend schauen wir uns doch noch mal das Gesamtangebot an. Neben den LCR-fähigen Spezialfonds bietet Union Investment LCR-fähige Publikumsfondslösungen und die LCR-Anlegerleihe an. Die LCR-Anlegerleihe ermöglicht es, HQLA-Ware aus dem eigenen nicht LCR-fähigen Spezialfonds über die Anlegerleihe zur Anrechnung im Liquiditätspuffer zu bringen.

Über das gesamte LCR-Lösungsangebot stellen wir sicher, dass die regulatorischen Vorschriften eingehalten werden. Ergänzend zu unseren aufgezählten Lösungsalternativen stellen wir auch drei wichtige Bausteine zur Verfügung. Dazu zählt die fondsindividuelle jährliche Prüfungsbestätigung eines Wirtschaftsprüfers. Ebenfalls stellen wir die tägliche Versorgung der LCR-fähigen Fonds mit Durchschau über eine automatisierte Datenlieferung beziehungsweise Datenanbindungen an die Systeme der Banken sicher und bieten ein umfangreiches LCR-Reporting an, welches der Kunde abrufen kann. Unsere Kunden können sich also darauf verlassen, dass der regulatorische Rahmen hierbei genauso gewährleistet wird wie beim Auswahlprozess und beim Handel.

 

Über das gesamte LCR-Lösungsangebot stellen wir sicher, dass die regulatorischen Vorschriften eingehalten werden.

Alexandra Avila

 

AA: Lass mich an dieser Stelle schon mal ein Fazit ziehen: Um die Ertragsmöglichkeiten im Rahmen des engen LCR-Korsetts optimal auszuschöpfen, haben wir für unsere Kunden ein umfangreiches Lösungsangebot. Neben unseren LCR-fähigen Publikumsfonds und der LCR-Anlegerleihe offerieren wir mit dem LCR-Spezialfonds eine ganz individuelle, auf den Kundenbedarf zugeschnittene Investmentlösung.

Zu unserem aktiven Management gehören hierbei Investitionen in diversifizierte Portfolios, die Steuerung der Investitionsquoten und ein aktives Zinskurvenmanagement, unter Nutzung der Korrelationseffekte zur Risikodiversifikation, was in der Direktanlage in der Form so nicht genutzt werden kann. Auf der Suche nach den besten Werten können wir auf die Expertise unserer erfahrenen Spezialisten und diverse Informationstools zugreifen. In diesem Zusammenhang sind auch der Marktzugang sowie die Möglichkeit, erfolgreich am Primärmarkt an Neuemissionen teilzunehmen, essenziell.

Abgerundet wird unser Angebot durch ein adäquates aufsichtsrechtliches Reporting, welches auch die verschiedenen Dimensionen der Nachhaltigkeitskennzahlen übersichtlich darstellen kann.

Stand aller Informationen, Erläuterungen und Darstellungen: 6. September 2023, soweit nicht anders angegeben.

Sie haben weiterführende Fragen oder Themenimpulse? Treten Sie gerne mit uns in den Dialog

Union Investment Institutional

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Telefon: 069 2567-7652

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