Für die Risikomanagement-News werden regelmäßig aktuelle Studienergebnisse ausgewertet, die auf der US-Wissenschaftsplattform „Social Science Research Network“ (SSRN) eingestellt sind. Um die kompletten Studien als Download einzusehen, ist eine unverbindliche und kostenlose Anmeldung auf www.ssrn.com erforderlich.
Risikomanagement-News
Tödliche Schuldenkrisen: Corona in den Schwellenländern
Mit der Covid-19-Pandemie sind weltweit die Risiken einer kombinierten Gesundheits-, Wirtschafts- und Schuldenkrise gestiegen. Besonders betroffen davon sind die Schwellenländer, wie eine aktuelle Studie von Cristina Arellano (Federal Reserve Bank of Minneapolis), Yan Bai (University of Rochester ‒ Department of Economics) und Gabriel Mihalache (Stony Brook University) herausfand. Für diese Studie haben die Autoren untersucht, wie sich Schulden und Ausfallrisiken auf die Reaktionsfähigkeit von 35 Schwellenländern in Bezug auf die Pandemie auswirken. Lockdown-Maßnahmen können zwar helfen, die Gesundheitsrisiken zu lindern, aber sie sind mit hohen wirtschaftlichen Kosten verbunden. Sie haben das Potenzial, langanhaltende Schuldenkrisen auszulösen. Diese Lockdown-induzierten Schuldenkrisen wiederum können zu weniger drastischen Lockdowns führen, was wiederum das Risiko einer schwerwiegenderen Gesundheitskrise erhöhen würde. Um aus diesem Dilemma auszubrechen, sehen die Autoren eine Lösung in Schuldenerlassen. Diese können einerseits helfen, eine Schuldenkrise zu verhindern, und andererseits dazu beitragen, Leben zu retten. Die Studie stützt auch die jüngsten Initiativen der Weltbank und anderer Organisationen für einen Schuldenerlass für die ärmsten Länder im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.
Die Pandemie und die Zukunft der Rentensysteme
Die globale Corona-Pandemie wirkt auch wie ein Schock für zukünftige Rentenerwartungen. Während die Arbeitslosenzahlen und Ausgaben der Regierungen nach oben schießen, schrumpfen die Steuereinnahmen und die Möglichkeiten der Rentenfinanzierung. All dies macht eine neue Beschäftigung mit dem Zusammenspiel von Renten und demografischen Risikomanagement-Instrumenten notwendig. Prof. Olivia S. Mitchell (University of Pennsylvania ‒ The Wharton School, Pension Research Council; National Bureau of Economic Research) versucht daher die Folgen der Pandemie für die unterschiedlichen Rentensysteme zu ermessen. Dabei untersucht sie auch, welche der verschiedenen Versicherungs- und Finanzmarktprodukte geeignet sind, um die Rentensysteme für eine alternde Weltbevölkerung in Zukunft widerstandsfähiger zu machen.
Das Virus und die Stabilität der Finanzsysteme
Seit 1974 versucht der Basler Ausschuss für Finanzaufsicht die Finanzstabilität durch die weltweite Regulierung von Banken zu stärken. Dieses Ziel erforderte auch die Entwicklung und den Einsatz immer neuer Methoden der Risikomessung, die sich mit jeder Krise weiterentwickelt haben. Dennoch hätten die Basler Standards (Basel I, II und III) nicht dazu geführt, das globale Finanzsystem wirklich stabiler zu machen, kritisiert Dr. John Taskinsoy von der Universität Malaysia Sarawak (UNIMAS). Die Corona-Pandemie stellt in seinen Augen eine neue Herausforderung für die Stabilität der Finanzmärkte dar. Wie lassen sich die Folgen der Billionen Dollar schweren Maßnahmen und Hilfspakete der Regierungen abschätzen? Dr. Taskinsoy bezweifelt, dass die bisherigen Modelle und Standards ausreichen, um die weiter existierenden strukturellen Probleme, die durch die Pandemie verschärft werden, zu beheben oder zumindest zu kontrollieren.