
Eigenanlage zwischen Pandemie und Zinsdilemma
Bei der diesjährigen Anlegerversammlung informierten Union Investment und DZ Bank erstmals im digitalen Format zu aktuellen Entwicklungen und Trends im Depot-A.
Text: Felix Schütze
Kurz gefasst
Die Corona-Pandemie hat die Kapitalmärkte vor allem im ersten Halbjahr in Atem gehalten. Die Investoren seien dabei jedoch sehr besonnen vorgegangen, hätten Ruhe bewahrt und konnten so auch von der starken Erholung profitieren. Der Niedrigzins wird ein Dauerthema bleiben. Vor diesem Hintergrund begrüßte Union Investment-Geschäftsführer Bernhard Kraus die über 500 zugeschalteten Eigenanlage-Verantwortlichen der Genossenschaftsbanken in einer Liveübertragung aus der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt. Kraus betonte, die Anleger weiterhin mit neuen Produkten, die zu den Anforderungen der Märkte passen, bei der Suche nach Ertrag zu unterstützen. Dazu gehören vor allem Immobilien und alternative Anlagen wie Verbriefungen und Infrastruktur. Die Moderation der Veranstaltung übernahm Stefanie Burrer, Produktmanagerin bei Union Investment.


Ruhige Hand mit stringentem Investmentprozess
Die coronabedingten heftigen Verwerfungen im März haben auch die Eigenanlagen betroffen. Wie Kristian Mainert, Gruppenleiter Beratung Gesamtbanksteuerung DZ Bank, feststellte, werden Anleger sich allein schon wegen des Ausbleibens sicherer Zinsen an mehr Volatilität im Portfolio gewöhnen müssen. Um Wertschwankungen auszuhalten, sei eine ruhige Hand in der Eigenanlagestrategie der Bank wichtig. Hierfür sei ein gesteuerter und aufeinander abgestimmter stringenter Investmentprozess auf Bankseite die Voraussetzung, bei dem unter anderem Durchhaltevermögen und feste Allokationen hilfreich seien.
Anzeichen für einen neuen Börsenzyklus
Einen Ausblick auf die Entwicklung der Kapitalmärkte gab Michael Herzum, Leiter Abteilung Macro & Strategy bei Union Investment. Sofern die Corona-Pandemie durch Impfstoffe im kommenden Jahr kontrolliert werden könne, sehe er gute Chancen für ein starkes Wachstum in 2021. Unterstützend wirkten sich neben dem Ausgang der US-Präsidentschaftswahl auch der Gleichklang von Geld- und Fiskalpolitik aus, die an den Börsen ein frühzyklisches Umfeld schafften, in dem insbesondere Risikoanlagen belohnt werden dürften.


Gewinner und Verlierer bei Unternehmensanleihen
Im aktuellen Umfeld sind Staatsanleihen als Renditebringer kaum noch geeignet. Bessere Chancen sah Dr. Max Mihm, Senior Portfoliomanager bei Union Investment, dagegen weiterhin bei Unternehmensanleihen. Das Angebot habe sich allerdings wegen des EZB-Kaufprogramms weiter verknappt. Ein differenzierter Blick sei außerdem notwendig, um die potenziellen Krisengewinner von den -verlierern zu unterscheiden; so auch bezüglich der während der Krise auf High-Yield-Status herabgestuften Branchentitel. Bei einigen dieser „Fallen Angels“ sah Mihm eine Stabilisierung, die auch diese Titel wieder attraktiv machten.
Mit Aktien gezielt nachhaltig investieren
Nachhaltige Kapitalanlagen haben in den vergangenen Jahren eine enorme Aufwertung erfahren. Dabei werden in der Regel ökologische, soziale und Governance-Aspekte (ESG) berücksichtigt. Ein noch relativ neuer Aspekt bei der Auswahl von nachhaltigen Aktientiteln ist die Frage, welchen positiven Einfluss sie auf die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen ausüben, die unter dem Begriff Sustainable Development Goals (SDGs) zusammengefasst werden. Jörg Schneider, Senior Portfoliomanager bei Union Investment, konnte zeigen, dass insbesondere Wachstumstitel mit SDG-Einfluss, die etwa in UniInstitutional SDG Equities zusammengefasst sind, sich während der Coronakrise besser entwickelten als der Markt.


Risiken und Chancen in den Schwellenländern
Die Corona-Pandemie hat viele der Volkswirtschaften in den Emerging Markets hart getroffen. Damit stellt sich die Frage, ob Investments in Anleihen aus diesen Staaten nicht einem erhöhten Ausfallrisiko unterliegen. Senior Portfoliomanager René Lichtschlag konnte zeigen, dass auch hier eine sorgfältige Auswahl wichtig ist, die Entwicklungen erkenne und nutze. Das Gros der EM-Staaten sei durchaus kapitalmarktfähig und nicht von Zahlungsausfällen betroffen. Trotz inzwischen von ihren Spitzenständen wieder gesunkener Spreads seien die Renditen gegenüber anderen Anlageklassen weiter attraktiv. Dies zeige sich auch an anhaltenden Mittelzuflüssen und einer stabilen Nachfrage. Lichtschlag betonte die Rolle der Anlageklasse als strategische Beimischung in einem gut diversifizierten Portfolio.